Veröffentlicht am 27.05.2025
Wer Logistikplattform sagt, muss auch Peter Förster sagen. In der neuen Folge von „Hätte Hätte Lieferkette“ spreche ich mit einem, der Digitalisierung gemacht hat, als andere noch PowerPoint-Präsentationen über E-Commerce bastelten. Peter ist Mitgründer von Transporeon, einer Plattform, die aus dem Nichts kam und heute zu den weltweit führenden Logistiknetzwerken zählt. Und ja: gestartet wurde das Ganze im Jahr 2000. Mitten im Schwabenland. Mitten im Internet-Hype. Aber eben nicht als Schnellballsystem, sondern mit Substanz.
Während andere Absolventen Bewerbungen schrieben, gründete Peter mit Freunden ein Unternehmen. Und was für eins. Transporeon hat die Logistikplattform so ernst genommen, wie andere ihre Supply Chain-Probleme ignorierten. Heute würde man sagen: Product-Market-Fit par excellence. Damals war es eher: „Wie? Eine Plattform für Transportaufträge?“ Und genau das war der Punkt.
Peter erzählt, wie aus der ersten Idee – einer Art Airbnb für Ferienwohnungen – ein tagesaktueller Logistik-Marktplatz wurde. Warum? Weil die eine Zielgruppe kein Internet hatte, und die andere dringend ein Problem lösen musste. Nämlich: Welche Spedition hat HEUTE den passenden LKW für MEINEN Auftrag? Eine einfache Frage mit komplexer Wirkung. Transporeon hat daraus ein System gemacht – und das heißt: weniger Telefon, weniger Fax, weniger Chaos.
„Die Unternehmen, die eine echte Logistikstrategie haben, sind die, die wachsen.”
Was Peter dabei immer wieder betont: Es geht nicht um Digitalisierung um ihrer selbst willen. Sondern um echten Kundennutzen. Also weniger Warten, besser Planen, gezielter Steuern. Beispiel: die gute alte LKW-Rampe. Statt Warten im Stau: Terminbuchung wie beim Friseur. Klingt banal, ist aber hochrelevant, wenn man Standzeiten, Fahrzeiten und Nerven im Griff behalten will.
Was sich seit den Nullerjahren geändert hat? Technologisch vieles. Strukturell weniger. Die großen Probleme der Branche sind noch da: mangelnde Transparenz, zu viele Medienbrüche, zu wenig Verbindlichkeit. Aber: Die Tools sind heute da. Und mit AI könnten völlig neue Dynamiken entstehen – zumindest in geschlossenen Systemen. Auf der Autobahn ersetzt AI halt (noch) keinen Fahrer. Aber sie weiß wenigstens, wann er im Stau steht.
Spätestens bei der Baulogistik zeigt sich, wer Supply Chain verstanden hat. Und wer nur mitredet. Transporeons erste Kunden kamen aus der Branche: Knauf, Creaton, Rockwool. Warum? Weil Baustellen täglich anders ticken. Nichts ist planbar, alles muss flexibel bleiben. Wer da eine funktionierende Plattform hat, ist klar im Vorteil. Und wer nicht: schaut weiter Faxgeräten beim Arbeiten zu.
Zum Schluss noch ein Satz, den ich mir direkt in mein Zitatebuch geschrieben habe: „Als Logistiker gewinnst du im besten Fall keinen Blumentopf. Im schlimmsten Fall deinen Job.“ Was Peter damit meint: Logistik ist in vielen Unternehmen nicht sexy. Aber sie ist existenziell. Und wer den Mut hat, sie strategisch zu denken – nicht nur operativ zu verwalten – gewinnt am Ende eben doch. Vielleicht keinen Blumenstrauß. Aber dafür Marktanteile.