Veröffentlicht am 02.04.2025

Neues von der Letzten Meile - mit Last Mile Experte Sascha Engel

In den letzten 15 Jahren hat sich Sascha Engel damit beschäftigt, die Hansetrans Holding zu einem der erfolgreichsten Last-Mile-Transportunternehmen in Deutschland auszubauen. Als CEO der Holding ist er dort Ende 2024 ausgestiegen, jetzt berät er bei der ERA Group Mittelständler zu Kosteineinsparungen, vor allem in der Transportlogistik. Er hat sich also vom Kostenverursacher auf der Last Mile zum Kosteneinsparer entwickelt. Als “Schwotte” (Schwabe + Schotte), wie der Norddeutsche selbst sagt, hat er dafür nun wirklich die allerbesten Voraussetzungen.

Sascha hat tiefe Einblicke in den Last-Mile-Markt in Deutschland. Vor allem dort, wo mehr als ein Paket geliefert werden muss, hat er sich tiefes Wissen aufgebaut, das er in dieser Folge von Hätte Hätte Lieferkette teilt.

Wir sprechen u.a. über:

Die generelle Komplexität in der B2B Last-Mile-Logistik

Die Rolle der Customer Experience in der B2B Last-Mile-Logistik

Herausforderungen der Letzten Meile in der Baulogistik

Sofaspediteure vs. eigener Fuhrpark

Die Zukunft rund um den Fahrermangel

Innovation, Digitalisierung und Start-ups in der Transportlogistik

Teuer. Teurer. Last Mile.

Die “Last Mile” ist ein sehr heterogener, kleinteiliger Markt. Nicht nur Pakete, sondern auch große, schwere und unverpackte Güter, die auf dem letzten Abschnitt der Lieferkette im Nah- und Regionalverkehr bewegt werden, gehören dazu. Es ist der letzte Kundentouchpoint – entscheidend für die Kauf- und Servicewahrnemung des Kunden.

Steigende Komplexität auf der B2B Last Mile

Zudem ist sie mit 50 % der Lieferkosten der größte Kostentreiber in der Auslieferung, getrieben durch die erhöhte Komplexität, die in der Lieferung liegt. Was bei Paketen noch relativ einfach sein mag, ist bei großen, sperrigen Gütern schon schwieriger. Und: der Anspruch an die Leistungsfähigkeit (Geschwindigkeit, Flexibilität, Präzision) auf der letzten Meile nimmt zu.


Unternehmen wie Würth oder Lyreco liefern schon länger nicht nur “Last Mile” sondern auch “Last Meter” – bis an die Produktionslinie oder den Schreibtisch. In der Automotive-Industrie fällt das Thema schon garnicht mehr auf, so tief integriert und selbstverständlich sind präzise abgestimmte und aufgesetzte Logistikprozesse schon lange.

Last Mile wird zum Wettbewerbsfaktor

In der “Customer Journey” ist Logistik extrem wichtig – sonst wird im letzten Moment vielleicht noch ein schlechter Eindruck beim teuer eingekauften Kunden hinterlassen. Bei Logistikentscheidungen sitzen bei großen Unternehmen daher schon lange Vertrieb und Marketing mit am Tisch – es ist keine Logistik-Blackbox mehr, in der rein auf Kostenbasis argumentiert wird.

In der Baulogistik wird das Thema immer relevanter. Die Komplexität und Anforderungen sind hier jedoch auch am höchsten. Daher glaubt Sascha nicht, dass sich Bauzulieferer allein mit reiner Eigenleistung in der Logistik positiv weiterentwickeln können. Ähnlich wie in der Möbellogistik, die eine ähnliche Komplexität mit sich bringt – auch hier kennt sich Sascha bestens aus.

Mit oder ohne Fuhrpark - was ist das überlegenere Modell in der Distribution?

Ein ganz klares: Kommt darauf an! Sascha sieht die Entwicklung, vor allem auf den eigenen Fuhrpark zu setzen, als kritisch an. Bestehende Kapazitäten, egal wem sie gehören, besser ausnutzen – nach Saschas Erfahrung der Schlüssel zum Erfolg. Allein Kosten- und Auslastungsgründe sprechen oft aus wirtschaftlicher Sicht gegen die reine Eigenleistung.

“Sowohl, als auch” ist die Lösung: Hybride Modelle, die eigene Fuhrparks mit am Markt erhältlichen Transportangeboten kombinieren, sind wohl die besten, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Nachfolgeprobleme auch in der Transportbranche

Insgesamt suchen über 500.000 Unternehmen bis Ende 2026 in Deutschland einen Nachfolger. Intransparente Märkte, die fachliche Eignung potenzieller Nachfolger und die Kaufpreisfinanzierung stellen die großen Hürden dar. In der Transportbranche sieht Sascha vor allem letzteres als größte Hürde: Bestehende Fahrzeugflotten müssen für viel Geld übernommen werden – gleichzeitig steht den Käufern ein arbeitsintensives Geschäft mit niedrigen Margen gegenüber.

Ganz viel Luft hingegen ist in der Digitalisierung in der Transportlogistik der Letzten Meile. In der Umsetzung scheitern Digitalisierungsvorhaben in der Praxis aus den verschiedensten Gründen bei etablierten Unternehmen. Start-ups sind hier, so Sascha, im Vorteil. Als Beirat des Start-ups Transporo hat er den direkten Vergleich zu seinem ehemaligen Arbeitgeber.

Hätte Hätte Lieferkette Podcast Cover. Ein isometrischer Lkw in gelb und grau, dessen Plane oben offen ist. Daraus springt ein Mikrofon.

Der Baulogistik- &
Supply-Chain-Podcast

mit Lennart Paul