Veröffentlicht am 17.03.2025
Gerritt ist in der Bau-Supply-Chain mit Sicherheit einer der am besten vernetzten Personen in Deutschland. Zudem leitet er den Arbeitskreis Logistik beim Bundesverband Deutscher Baustofffachhandel (BDB). Seit fast 15 Jahren ist der Sohn eines (ehemaligen) Baustoffhändlers in der Logistik der hagebau Kooperation tätig und verantwortet mittlerweile als Geschäftsführer die Zentrallagerstandorte. Zuvor hat er sich, nach Supply-Chain-Management-Studium, beim Fraunhofer Institut ebenfalls mit Logistik beschäftigt. Noch früher fuhr er mit dem LKW des väterlichen Betriebs selbst Baustoffe auf Baustellen.
Was uns beide verbindet ist eine tiefe Leidenschaft für Baulogistik und die Supply Chain bis hin zur Baustelle. Auf dem Logistic Summit 2024 haben wir es einen Abend lang geschafft, über nichts anderes als das Thema zu sprechen. Logisch also, dass ich mit ihm unbedingt auch direkt zu Beginn von Hätte Hätte Lieferkette sprechen musste, um richtig tief in das Thema Baulogistik einzutauchen.
Wir sprechen u.a. über:
Wie die hagebau Logistik jährlich 1.100 Standorte mit 25.000 LKWs beliefert
Wie sich die B2C-Baumarktlogistik von der B2B-Fachhandelslogistik unterscheidet
Logistik zwischen Wettbewerbsfaktor und Kostendruck
Die Supply Chain von der Baustoffindustrie über den Handel zur Baustelle
Worüber wir im Jahr 2030 in der Bau-Lieferkette sprechen werden
Es könnte so einfach sein: der richtige Baustoff in der richtigen Menge zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Doch dem stehen oft hohe Hürden gegenüber: ineffiziente Logistikprozesse, hohe Transportkosten und generell komplizierte Lieferketten. Dazu werden Sendungen tendenziell eher kleiner und die Vorlaufzeiten in der Supply Chain immer kürzer. Eine Anzahl großer Herausforderungen für die Industrie, Händler, aber auch die Kooperationen und Ihre Logistikstandorte.
Dass in der Baubranche teilweise nicht oder nicht gut geplant wird, ist keine besonders neue Erkenntnis. Es wird jedoch auch nicht unbedingt besser, zumindest nicht in der breiten Masse. Das Problem: Auf der Baustelle optimiert jeder für sich selbst, in den seltesten Fällen gibt es bereits zentral gesteuerte und abgestimmte Prozesse.
Neben Baustellen, auf denen die logistische Organisation oft unterentwickelt bleibt, sind Lieferwege oft nicht logisch. Am Ende entsteht Ressourcenverschwendung: mehrmaliges Umladen, umsortieren oder doppelte Bestellungen. Da fährt dann schon mal das Gipskartontaxi aus dem fränkischen Iphofen nach Sylt, um Baumaterial in homeopathschen Dosen zu liefern.
Neben den Lohnkosten sind die Logistikkosten der größte Kostentreiber in der Bau-Supply-Chain, zumindest aus Sicht des Handels. Durch Ineffizienzen sind diese deutlich höher, als sie sein müssen. Durchoptimierte Logistiksysteme wie in der Automotive Branche? Fehlanzeige auf weiter Flur. Die Kosten drücken in der Lieferkette von der Industrie über den Handel, das Bauunternehmen bis zum Bauherren durch: Bauen ist somit teurer, als es eigentlich sein müsste.
Doch statt der Forschung nach neuen Logistiklösungen, besserer Planung und digitale Steuerung halten laut Gerritt viele Unternehmen an alten Abläufen fest. Doch er sieht auch eine Umkehr: Die Offenheit der Beteiligten entlang der Lieferkette steigt – noch bleibt es jedoch häufig bei guten Vorsätzen. Echte Veränderung in der Breite fehlt jedoch (noch).
Gerrit glaubt, dass diejenigen gewinnen werden, die ihre Prozesse anpassen und sich den neuen Marktbedingungen stellen. Supply-Chain-Kosten nachhaltig in den Griff bekommen ist das Gebot der Stunde. Und das, ohne Leistungsfähigkeit abzuschneiden. Einfach wird das nicht, doch die Flexibilisierung der Logistik ist eines der zentralen Themen der nächsten Jahre.
„Am Ende findet die Wertschöpfung auf der Baustelle statt. Genau dort muss das Material ankommen, weil dort wird es gebraucht.“