Veröffentlicht am 14.10.2025

Zeigt das Parkplatz-Lotto, wie egal uns Lkw-Fahrer sind?

Mal ehrlich: In Deutschland reden wir über alles Mögliche: über Wärmepumpen, Tempolimits, Cannabisfreigabe, oder seit neuestem auch darüber, was ein Schnitzel sein darf und was nicht. Dabei habe ich in der 17. Folge des Podcasts ein nicht nur wesentlich spannenderes Thema besprochen, sondern auch ein wichtigeres. Was passiert da jeden Abend auf unseren Autobahnen? Darüber redet kaum jemand. Während zu Hause pünktlich das Prime-Time-Abendprogramm losgeht, beginnt für tausende Lkw-Fahrer das tägliche Glücksspiel. Lotto spielen mit dem Parkplatz: Wer gewinnt, darf schlafen. Wer verliert, riskiert Strafen, Stress und manchmal noch mehr.

May-Britt Schrader (DLS Spedition) und Thorsten Gutmann (KRAVAG Truck Parking) erklären mir, dass es in Deutschland 82.500 Lkw-Stellplätze gibt. Das klingt zunächst nach viel. Das klingt viel, aber was, wenn ich euch sage, dass 40.000 fehlen? Wer mit einem 40-Tonner unterwegs ist, hat damit ungefähr dieselben Gewinnchancen wie beim Rubellos an der Tankstelle. „Ab 18 Uhr spielen wir Lotto“, sagt May-Britt Schrader.

Sie beschreibt, was das mit ihren Fahrerinnen und Fahrern macht, die den ganzen Tag auf der Straße sind und wie die Hoffnung mit dem Stand der Sonne sinkt, einen freien Platz zu finden. Sie erzählt mit zusammengebissenen Zähnen, wie als letzte Maßnahme im Gewerbegebiet geschlafen wird, weil der Rastplatz überfüllt ist. Und wenn sie morgens aufwachen und feststellen, dass ihnen 300 Liter Diesel fehlen oder jemand die Plane aufgeschlitzt hat. Und trotzdem spricht kaum jemand darüber. Vielleicht, weil Parkplatzmangel nicht nach Politikbühne klingt.

May-Britt Schrader

May-Britt Schrader

„Alle Fahrerinnen und Fahrer da draußen sind das schwächste Glied in der Kette, aber auch das Wichtigste."

May-Britt Schrader erzählt auch von einem privaten Erlebnis an der Raststätte: Ein Fahrer wollte einfach nur duschen. Die Kassiererin reagierte genervt, als hätte er um etwas Unverschämtes gebeten. Niemand sagte etwas. Alle sahen weg. „Ich habe so etwas noch nie erlebt“, sagt sie. Das war der Auslöser für ihren LinkedIn-Post, der fast 100.000 Menschen erreichte und viele wachgerüttelt hat und dafür sorgt, dass wir uns im Podcast austauschen.

Thorsten Gutmann von KRAVAG Truck Parking bringt im Podcast eine andere Perspektive ein. Er sagt: „Wir brauchen keine riesigen Parkareale an Städten. Wir brauchen an jeder zweiten Abfahrt fünf sichere Plätze.“ Sein Ansatz ist simpel und gleichzeitig revolutionär. Er versucht den Fahrerinnen und Fahrern von Schrader Lösungen zu schaffen.

Statt jahrelang neue Flächen zu planen, will er bestehende Areale nutzbar machen. Unternehmen, Kommunen und Speditionen haben Platz, man müsste ihn nur teilen, digital buchbar machen und sicher gestalten. Doch genau das scheint in Deutschland die größere Herausforderung zu sein.

Thorsten Gutmann

Thorsten Gutmann

„Wir brauchen keine riesigen Parkplätze an Großstädten. Wir brauchen an jeder zweiten Abfahrt fünf sichere Plätze."

Fehlende Lkw-Stellplätze sind kein Randproblem, sondern ein Symptom dafür, wie wenig uns die Menschen bedeuten, die unsere Versorgung sichern. Meiner Meinung nach, geht es nicht um Luxus oder Komfort, sondern um Respekt, Sicherheit und das Recht, nachts sicher schlafen zu können.

Wer in seiner Verantwortung Flächen, Einfluss oder Ideen hat, kann etwas verändern. Ob Spediteur, Verlader, Kommune oder Entscheider in der Logistik: reden hilft, Handeln noch mehr. May-Britt Schrader und Thorsten Gutmann sind die richtigen Ansprechpartner, wenn es darum geht, das Thema Parkraummangel endlich praktisch anzugehen.

Hätte Hätte Lieferkette Podcast Cover. Ein isometrischer Lkw in gelb und grau, dessen Plane oben offen ist. Daraus springt ein Mikrofon.

Der Baulogistik- &
Supply-Chain-Podcast

mit Lennart Paul