Veröffentlicht am 18.09.2025

Wenn Stau zur Geschäftsidee wird: Norman baut die Drohnenlogistik Deutschlands auf

Norman Koerschulte erzählt mir eine Geschichte, die jeder Logistiker kennt: kaputte Brücke, Stau ohne Ende, Kunden, die warten. Nur dass Norman eine Lösung gefunden hat, die andere noch für Science Fiction halten. Seine Drohnen fliegen täglich über Lüdenscheid und liefern echte Pakete an echte Kunden.

180 Pakete am Tag mit drei Sprintern? Das war einmal. Nach dem Brückenschaden: 40 Pakete, alle im selben Stau gefangen. Norman schaute nach oben. Die Luft war frei.

Der Pragmatiker mit Flugschein

Familienunternehmen, 120 Jahre alt, technischer Handel. Norman kannte die Probleme: Fahrer sind rar, Kleinteile nerven, niemand will dafür zahlen. Ein Kunde zeigte ihm Drohnen. Norman dachte nicht ans große Ganze. Er dachte: Das geht besser.

Aus der Luftfahrt brachte er das technische Verständnis mit. Vom Handel die Bodenhaftung. Beides brauchte er für das, was kam: deutsche Bürokratie. Genehmigungen, SAIL-Klassifikationen, Versicherungskram. 2021 waren sie die ersten, die in deutschen Innenstädten fliegen durften.

Was funktioniert, was nicht

Zehn Kilo Gewicht? Perfekt für Drohnen. Vier Kilometer Luftlinie statt 45 Minuten Umweg? Auch perfekt. Eine Palette Gipskarton? Vergiss es. Norman weiß, wo die Grenzen liegen. Eine Drohne ersetzt keinen LKW. Aber sie ersetzt den vierten Sprinter im Stau.

Landung mit 30 Zentimeter Präzision. Auf Baustellen, bei Laboren, in Werkhallen. Das System entscheidet automatisch: Sprinter oder Drohne? Nicht wegen der Show. Wegen der Effizienz.

Norman Koerschulte

Norman Koerschulte

„Eine Drohne braucht für vier Kilometer vier Minuten. Ein Sprinter 45."

Die Märkte, die ziehen

Medizin war zuerst dran. Da kostet jeder Stau Nerven und manchmal mehr. Heute der größte Markt für Morpheus. Als nächstes: Baulogistik. Mobile Landingpads, spontane Lieferungen, Nest-Logik direkt auf der Baustelle. Wer mal eine Baustelle wegen fehlender Schrauben hat stehen sehen, weiß, wovon Norman spricht.

Fünf Drohnen, ein Pilot

Eine Person steuert heute fünf Drohnen gleichzeitig. Bald zehn. GPS, Kamera, Cloud machen es möglich. Das ist nicht mehr Spielerei. Das ist Betrieb.

Die Rechnung geht auf. Morpheus heute: eigenständig, VC-finanziert, 25 Mitarbeiter, 12 Drohnen. „Kirchturm-Logistik“ nennt Norman das Modell. Ein Standort bedient die Umgebung. Nicht für 100 Kilometer gemacht. Für die vier Kilometer, die mit dem Sprinter eine Ewigkeit dauern. Firmen mit hunderten Standorten in Deutschland? Normans Augen leuchten. Das kann skalieren.

Vier Fragen sind für Norman entscheidend:

  1. Wie schwer und groß ist mein Standardpaket
  2. Wie weit sind meine Kunden entfernt?
  3. Habe ich einen Start- und Landeplatz mit 5×5 Metern?
  4. Wie finden meine Kunden das eigentlich?

 

Warum das funktioniert: Norman hat keine Drohnen gekauft. Er hat eine Airline gebaut. Mit allem: Genehmigungen, Software, Hardware, Piloten. Und dem Willen, es durchzuziehen.

Die Technik läuft. Die Kunden ziehen mit. Die Luft ist noch frei. Drohnenlogistik ist kein PowerPoint-Traum mehr. Sie fliegt. Jeden Tag. In Lüdenscheid.

Hätte Hätte Lieferkette Podcast Cover. Ein isometrischer Lkw in gelb und grau, dessen Plane oben offen ist. Daraus springt ein Mikrofon.

Der Baulogistik- &
Supply-Chain-Podcast

mit Lennart Paul