Veröffentlicht am 05.08.2025

Brauchen chinesische Bauroboter einen Meisterbrief? Mit Patric Hellermann

Das letzte Mal habe ich Patric Hellermann unter Palmwedeln getroffen. Nicht, weil er es sich auf einer Insel gutgehen lässt, sondern, weil er Ruhe braucht. Abstand. Um schärfer zu sehen, was kommt und wie in Zukunft in Deutschland gebaut werden soll. Ich gebe zu: Als ich Patric kennengelernt habe, war ich skeptisch. Kann da jemand aus der Venture-Welt wirklich verstehen, wie Bau funktioniert? Heute sage ich: Patric ist einer der wichtigsten Analysten für Construction Tech im deutschsprachigen Raum. Und ich bin froh, dass wir in Folge 13 so tief einsteigen konnten.

Der Titel, den ich gewählt habe, klingt provokant, ist aber ernst gemeint. (und auch eine echte These von Patric). Außerdem bringt er auf den Punkt, worum es in dieser Episode wirklich geht: Um den Umgang mit technologischen Umbrüchen in einer Branche, die sich gerade neu erfindet. Während in China humanoide Roboter für den Bau bereits angekündigt sind, diskutieren wir hierzulande noch über Fachkräftemangel und Normen. Patric sagt: Die Veränderung kommt, ob wir sie wollen oder nicht. Und sie wird schneller und größer, als viele glauben.

Bau als Produktivitätsbremse? Nicht die richtige Frage.

Ich liebe die McKinsey-Studie, die zeigt, wie schwach das Produktivitätswachstum im Bau ist. 0,5 % pro Jahr, bei einem Durchschnitt von 1,7 %. Für mich war das immer ein Indikator: Hier muss sich was ändern. Patric aber dreht den Blickwinkel. Und das zurecht. Er sagt:

„Produktivität ist nicht das Problem. Die Frage ist: Wie viel investieren wir eigentlich in unsere eigene Erneuerung?“

Und das trifft einen Punkt. Wir haben jahrzehntelang zu wenig gebaut. Zu wenig investiert. Zu wenig modernisiert. Der Bau ist nicht langsam. Wir sind es.

Wir stehen am Anfang der größten Bauphase der Menschheitsgeschichte
Patric spricht von Projektökonomie. Ein sperriger Begriff, aber dahinter steckt etwas ganz Einfaches: Ein großer Teil der globalen Wertschöpfung entsteht durch Projekte. Infrastrukturausbau, Energieversorgung, Gebäude, Netze.

Und wenn wir in Deutschland wieder wachsen wollen, dann geht das nicht über noch mehr Beratungen oder App-Startups. Sondern über echte Bauprojekte.

„Der Bau ist der Treiber von Erneuerung. Wenn wir nicht bauen, erneuern wir auch nicht.“

Patric Hellermann

Patric Hellermann

"Wenn euch jemand erzählt, der Bau sei nicht standardisiert, einfach abschalten."

Effizienz ist gut. Kapazität ist besser.

Was Patric als Investor sucht, sind keine Tools, die alles 3 % besser machen, sondern Lösungen, die 100 Prozent mehr ermöglichen.

Mobile Robotik, die auf der Baustelle selbst arbeitet, bessere Auslastung von Fabriken und Werken, mehr Logistikkapazität, nicht nur flottere Touren (Hi!) und Infrastruktur für Daten, nicht nur Software mit Dashboard.

Sein Punkt: Produktivität steigern ist nett. Aber das meiste bringen uns mehr Kapazitäten und weniger Bürokratie.

Outcome statt Software

Ein Lieblingsbegriff von Patric: Outcome as a Service. Heißt: Nicht nur Software verkaufen. Sondern Verantwortung übernehmen. Ein Roboter, der Wände streichen kann, ist nett.
Aber besser ist ein Unternehmen, das einfach die fertige Wand liefert, mit oder ohne Roboter. Was zählt, ist das Ergebnis.

Der Bau ist standardisiert, aber anders, als viele denken

Ein echtes Highlight dieser Folge: Patric räumt mit dem Mythos auf, dass der Bau nicht standardisiert sei.

„Wenn euch jemand erzählt, der Bau sei nicht standardisiert, einfach abschalten.“

Die Standardisierung passiert nur auf einer anderen Ebene: Nicht beim fertigen Gebäude, sondern bei Ziegel, Dachziegel, Beton, Armierung. Und: Wer wiederholbare Nachfrage erzeugt, kann auch modularisieren – siehe Goldbeck, siehe Motel One, siehe Rechenzentren.

Gründen im Bau? Zwei Wege, aber keine halben Sachen.

Was ich spannend fand: Patric unterscheidet zwei Wege für Gründer:innen im Bau:

Ein profitables, solides Unternehmen ohne VC aufbauen.
Oder mit VC richtig groß denken – und durchziehen.

Beides geht. Aber wer beides gleichzeitig versucht, wird scheitern. Sein Rat: Sei dir bewusst, welchen Weg du gehst – und bleib diszipliniert.

Was Unternehmen tun müssen? Prozesse. Punkt.
Zum Schluss haben wir noch die Perspektive gewechselt. Was können Mittelständler tun, um bei all dem dabei zu sein? Wer klare Abläufe hat, kann klare Anforderungen formulieren. Wer chaotisch organisiert ist, bekommt auch nur chaotische Tools angeboten.

„Dein Prozess ist das Übersetzungsgetriebe für Technologie.“

Fazit

Der Bau muss nicht produktiver werden, sondern mutiger. Diese Folge war für mich ein echtes Highlight. Weil sie nicht nur aktuelle Trends beleuchtet, sondern grundsätzliche Fragen stellt.

Warum investieren wir so wenig in unser eigenes Wachstum?
Warum lassen wir neue Technologien oft links liegen?
Und warum denken wir beim Bau immer noch zu klein?

Patric Hellermann gibt Antworten. Und stellt die richtigen Fragen.

Hätte Hätte Lieferkette Podcast Cover. Ein isometrischer Lkw in gelb und grau, dessen Plane oben offen ist. Daraus springt ein Mikrofon.

Der Baulogistik- &
Supply-Chain-Podcast

mit Lennart Paul