Veröffentlicht am 13.03.2025
Start-ups stehen naturgemäß vor großen Herausforderungen. Sich in traditionellen Industrien wie dem Baustoffhandel durchzusetzen, bringt dann nochmal seine eigenen Tücken mit sich. In der Premierenfolge von Hätte Hätte Lieferkette spreche ich mit Alexander Gran, einer der Gründer und Geschäftsführer von bobbie, über die Höhen und Tiefen des Baustoffhandel Start-ups. Oder ist es bereits ein Grown-up?
Insolvenz angemeldet, LinkedIn Post darüber abgesetzt, Insolvenz abgemeldet, 12,5 Millionen Euro frisches Kapital auf dem Bankkonto. So ungefähr sah das Jahr 2024 für Bobbie und seine Gründer Alexander und Tim aus. Ich kenne beide schon lange und habe ihren Weg bisher aufmerksam verfolgt. Als ich den Post im März 2024 von Alex sah dachte ich auch: “Mist, das war es dann wohl.”
Dank des Posts von Alex wurde Bobbie aber schnell zu einer kleinen Internetsensation. Alex wollte sich eigentlich mit dem Team betrinken, doch daraus wurde nichts – zum Glück. Das ganze Wochenende durch kämpften sich Alex und Tim durch eingegangen Investorenanfragen, die Bobbie gerne retten wollten. Eine Million Euro hätte damals gereicht, um das Business in die Profitabilität zu führen.
Es kam aber anders. Der Investor, den sich bobbie auswählte, wollte Klotzen, nicht Kleckern. Also eingten Sie sich auf 12,5 Mio. EUR frisches Kapital, und Bobbie schob seine IBAN rüber. Und jetzt?
Ob ein digitaler Baustoffhändler wirklich der bessere Baustoffhändler ist, wovon die beiden überzeugt sind, wird sich noch zeigen. Dass sie auf jeden Fall ein ambitionierter Baustoffhändler, wahrscheinlich der ambitionierteste in Deutschland, sind, ist seit dem Podcast klar: 2 Milliarden Euro Umsatz strebt bobbie bis 2030 an, bis Jahresende 2025 wächst das Team auf über 100 Leute von derzeit 60 an.
Nicht nur umsatztechnisch will bobbie dem Wettbewerb jetzt auf’s Dach steigen. Als nächstes Produktsegment geht bobbie nun die Dachbaustoffe an. Ein lukrativer Markt, nicht nur wegen der energetischen Sanierung, sondern weil kaputte Dächer unter allen Probemen, die ein Gebäude haben kann, wohl zu den gravierendsten gehört. Vor allem Flachdächer haben es bobbie angetan. Hier ist flächen- und materialmäßig am meisten zu holen. Dafür hat sich bobbie auch eine Planungssoftware lizenziert.
Wer 2025 einen Baustoffhändler aufbaut, der muss radikal anders agieren, als die tradierten Geschäftsmodelle – vor allem, wenn man 2.000.000.000 EUR Umsatz anpeilt. Nicht nur in der Erschließung des Dachbaustoffsegments setzt bobbie auf Software und Skalierbarkeit. Auch bei der Ausbildung der bobbinen und bobbies ist Kreativität gefragt. Daher gibt es bei bobbie einen Kollegen, der nichts anderes macht, als Schulungsvideos zu erstellen.
Heute besitzt bobbie keine eigenen Lager und keinen eigenen Fuhrpark. Bei der Transportlogistik setzt bobbie auf einen Mix aus eigenen Abholungen durch Partner, aber auch auf Lieferungen durch seine Lieferanten. Eigene Fahrzeuge aufbauen? Das kann sich Alex nur schwer vorstellen. Viel besser vorstellen kann er sich jedoch, bald eigene Lager aufzubauen. Lagerhaltung über externe Logistiker betreibt bobbie heute schon.