Veröffentlicht am 30.09.2025
Es gibt Begegnungen, da merkst du sofort: Der Typ brennt für sein Thema. Andreas Jedamczyk ist genau so einer. Jemand, der schon Lkws disponiert und einen Fuhrpark geleitet hat, als ich noch mit dem Finger in der Nase mit Spielzeug-Lastern Fernfahrer gespielt habe. Und der seine Flotte heute radikal umkrempelt. Seit exakt 33 Jahren ist er bei Behrens-Wöhlk dabei und er ist, das kann ich euch garantieren, der Überzeugungstäter in Sachen E-Lkw schlechthin. Von den 170 Lkw im Fuhrpark fahren bereits 12 vollelektrisch. Und bevor wir uns jetzt gemeinsam in die Ladekurve stürzen, stellt er sich und sein Unternehmen erstmal vor.
Stellt euch mal vor: Ihr habt 13 Standorte, drei Zentrallager, 170 ziehende Einheiten und fast 1.000 Mitarbeiter, die jeden Tag 1.500 bis 1.700 Kunden anfahren. Klingt nach einer logistischen Mammutaufgabe? Ist es auch. Aber Andreas hat dafür eine Lösung gefunden.
Das fängt schon bei den Aufbauten an. Ihr kennt Wingliner-Wechselbrücken? Ich kannte das System so noch nicht, aber dieses elektrohydraulische Klappensystem, das nach oben fährt und die komplette Ladefläche freigibt, ist wirklich ein Gamechanger. Von fünf, sechs Kunden am Tag auf bis zu 15 – bei 300 Kilometern pro Tour! Wer da noch mit der Plane rumfummelt, hat den Schuss nicht gehört. Der Fahrer spart Zeit, der Betrieb läuft effizienter. Win-win eben.
Das Ganze läuft übrigens komplett digital, mit Systemen wie TurboRoot von Turbosoft. Aber was macht so einen Betrieb wirklich effizient? Eigener Fuhrpark! 99,9 Prozent erledigen sie selbst. Das schafft Zuverlässigkeit und sichert die Qualität ab. Wie funktioniert das also mit dem Elektro-Lkw im Fuhrpark?
„Wir mögen keinen Krach.“ Das war die Initialzündung, die Andreas schon vor 10 Jahren zum Umstieg auf elektrische Mitnahmestapler gebracht hat. Keine Verbrennungsgase, weniger Lärm, bessere Konzentration für die Mitarbeiter. Das ist doch mal eine Ansage. Der Nebeneffekt: Es spart auch noch Geld!
Dieses Prinzip haben sie konsequent auf die Lkw-Flotte übertragen. Die Erfahrung aus dem Stapler-Bereich hat die Entscheidung für die 12 MAN ETGX befeuert. Ein großer Schritt, der keine reine Blumenwiesen-Romantik ist, sondern auf handfester Betriebswirtschaft beruht. Die TCO-Berechnungen (Total Cost of Ownership) zeigen ganz klar: Der E-Lkw ist wirtschaftlich. Trotz hoher Anschaffungskosten, die durch Förderungen und die wegfallende Maut (in 2025 noch) abgefedert werden, rechnet es sich am Ende. Der Clou dabei? Sie haben nicht nur einen gekauft, sondern gleich 12. Denn wenn einer mal Zicken macht, ist das nicht sofort das Ende der Technologie.
Die größten Mythen widerlegt Andreas in unserem Gespräch:
„E-Lkw haben keine Reichweite.“-> Ihre Autos schaffen im Tag- und Nachtsprung bis zu 650 Kilometer am Tag.
„Man muss ständig dazwischenladen.“ -> Ein intelligentes Lastmanagement und die PV-Anlage auf den Dächern mit 400 kW Peak regeln das. Und ja, sie haben eigene Ladesäulen. Die Autos sind in drei Stunden voll.
„Die Fahrer wollen keine E-Lkw fahren.“ -> Die Fahrer sind total begeistert und wollen nicht mehr zurück zum Diesel. Ein leiser, entspannter Arbeitsplatz ist laut Andreas Gold wert.

„Politik sollte aufhören, von Technologieoffenheit zu reden. Es geht darum, unsere Umgebung leiser zu machen und nicht immer nur Abgase."
Was brennt Andreas unter den Nägeln? Er wünscht sich von der Politik vor allem eins: weniger Gerede von „Technologieoffenheit“ und mehr Klarheit bei den Rahmenbedingungen. Die Preisschwankungen an den Ladesäulen sind für jeden Logistiker ein Albtraum. Und das Thema HVO-Kraftstoff? „Eine Schande“, wie er es nennt, weil die vermeintliche Reduktion der Emissionen nicht bewiesen sei und es am Ende doch wieder nur um Verbrennung geht.
Die Logistikbranche, so Andreas, hat die E-Mobilität lange verschlafen, aber jetzt holen sie auf. Der Austausch mit anderen Unternehmen, die ebenfalls in der E-Mobilität Pionierarbeit leisten (man denke an das Forschungsprojekt „Transportation in Charge“) ist unerlässlich. Denn nur gemeinsam lassen sich die Herausforderungen bewältigen. Es hilft ungemein, sich mit Praktikern auszutauschen, die schon wissen, wo die Probleme liegen.
Und der nächste Schritt? Autonomes Fahren. Andreas und sein Team sind auch da schon ganz vorn dabei. Sie glauben nämlich daran, dass die Zukunft der Logistik leise, geruchlos und vor allem effizient ist.
Abschließend noch ein paar goldene Regeln von Andreas an alle, die sich mit dem Thema E-Lkw beschäftigen:
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